Was bleibt vom Clubhouse-Hype?
Clubhouse in der Immobilienwirtschaft: Social-Audio als Kommunikationschance
Anfang 2021 kam niemand an Clubhouse vorbei. Die Audio-only-App entwickelte sich schnell zu einem Social-Media-Phänomen – auch innerhalb der Immobilienbranche. Mit neuen Formen der digitalen Kommunikation sorgte die Plattform für Aufmerksamkeit und eröffnete ungewohnte Wege des Austauschs.
Was ist Clubhouse?
Die Idee ist simpel und wirksam: Clubhouse ermöglicht es, an Gesprächen in Echtzeit teilzunehmen – wie bei einem Live-Podcast. Dabei können Nutzer aktiv diskutieren oder einfach nur zuhören. Visuelle Inhalte sowie Likes oder Kommentare gibt es nicht. Der Fokus liegt ganz auf dem gesprochenen Wort. Dieser reduzierte Ansatz überzeugte viele Nutzer. Die App gewann im vergangenen Jahr deutlich an Reichweite. Auch in Deutschland stieg die Zahl der Nutzer Anfang 2021 stark an.
Einfachheit als Erfolgsfaktor
Ein zentraler Vorteil von Clubhouse ist die einfache Bedienung. Gespräche finden in sogenannten Räumen statt. Diese Räume sind öffentlich oder privat zugänglich. Der Einstieg ist intuitiv: Man kann bestehenden Diskussionen beitreten oder mit wenigen Klicks eigene Räume eröffnen.
Teilnehmende übernehmen dabei eine von drei Rollen:
Moderatoren, die das Gespräch steuern,
Sprecher, die aktiv diskutieren,
Zuhörer, die einfach lauschen.
Moderatoren entscheiden, wer spricht und wer wieder auf die „Zuhörertribüne“ wechselt. Diese einfache Struktur senkt Hemmschwellen und macht spontane Diskussionen möglich.
Relevanz für die Immobilienbranche
Vor allem Entscheiderinnen und Entscheider aus der Immobilienwirtschaft nutzen Clubhouse zunehmend strategisch. Sie sehen darin eine Plattform, um:
Zielgruppen direkt anzusprechen,
Unternehmensbotschaften zu platzieren,
und sich als innovativ zu präsentieren.
Was zunächst als informelle Plauderei über Themen wie Homeoffice oder Work-Life-Balance begann, entwickelte sich schnell weiter. Die Diskussionen wurden professioneller und strukturierter.
Vom Plausch zur Expertenrunde
Schnell etablierten sich Formate wie:
der RealFutureTalk,
der PropTech Lunch Break,
oder der Immobilien Community Talk von Nico Kramp, Gründer der Softwarefirma Assetbird.
Im Fokus standen Fachthemen wie:
Projektentwicklungen in Deutschland,
Off-Market-Handel,
oder Infrastrukturplanung in der Bau- und Immobilienbranche.
Auch prominente Stimmen kamen zu Wort, etwa Brigitte Mallmann-Bansa, Chefredakteurin der Immobilien Zeitung. Das zeigte: Clubhouse hat sich zu einer hochwertigen Social-Audio-Plattform für Fachleute entwickelt.
Audioformate verändern die digitale Branchendialoge
Die niedrigen Einstiegshürden und die unkomplizierte Struktur haben Clubhouse zu einem beliebten Instrument gemacht – gerade im beruflichen Kontext. Für die Immobilienwirtschaft bedeutet das: Wer heute über digitale Kommunikationskanäle nachdenkt, sollte Social-Audio-Formate wie Clubhouse ernsthaft in Betracht ziehen. Sie fördern nicht nur den direkten Austausch mit der Zielgruppe, sondern stärken auch Innovationskraft, Sichtbarkeit und Netzwerke innerhalb der Branche.
Die Kritik am Audio-Wunder
Trotz vieler Chancen steht Clubhouse auch in der Kritik. Wie andere Social-Media-Plattformen kämpft die App mit missbräuchlicher Nutzung. Immer wieder wurden Fälle von Hate Speech und Belästigung bekannt. Häufig griff der Betreiber dabei nicht aktiv in Diskussionen ein. Das Melden von Regelverstößen war anfangs schwierig. Grund dafür war die Flüchtigkeit der gesprochenen Beiträge. Dadurch ließ sich Fehlverhalten kaum nachweisen.
Datenschutz und Moderation
Um dem entgegenzuwirken, speichert Clubhouse inzwischen temporäre Audio-Mitschnitte. Wenn ein Verstoß gegen die neuen Community-Richtlinien gemeldet wird, kann das Material geprüft und gegebenenfalls an Ermittlungsbehörden weitergeleitet werden. Diese Lösung bringt jedoch datenschutzrechtliche Risiken mit sich. Schon zuvor stand Clubhouse wegen des Zugriffs auf gespeicherte Kontaktdaten in der Kritik. Früher mussten Nutzerinnen und Nutzer der App Zugriff auf ihr gesamtes Adressbuch gewähren, um Einladungen zu verschicken. Diese Praxis sorgte für massive Bedenken. Mittlerweile wurde die App angepasst: Der Zugriff auf Kontakte ist nicht mehr notwendig. Dennoch bleibt ein gewisses Unbehagen beim Datenschutz bestehen.
Zudem wurde bekannt, dass Clubhouse auf der chinesischen SaaS-Plattform Agora.io basiert. Deren Firmensitze befinden sich in Santa Clara (USA) und Shanghai (China). Damit entzieht sich der Anbieter teilweise der europäischen Datenschutzgesetzgebung.
Zugangsbeschränkung und Kritik an der Exklusivität
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Zugangsbeschränkung. Lange Zeit war Clubhouse nur für Apple-Nutzerinnen und -Nutzer verfügbar. Außerdem konnte man der App nur beitreten, wenn man von einer bereits registrierten Person eingeladen wurde. Diese künstliche Verknappung sorgte ebenfalls für Diskussionen. Dadurch entstand der Eindruck, dass Clubhouse eher ein elitärer Zirkel als eine offene Kommunikationsplattform sei.
Furioser Start – schnelles Ende?
Neben der Kritik stellt sich die Frage: Wie nachhaltig kann sich Clubhouse in der Immobilienwirtschaft etablieren?
Der erste Hype scheint vorbei zu sein. Schon jetzt ist ein Rückgang der Aktivität zu beobachten. Dennoch bleibt die Frage offen, ob Social Audio – ähnlich wie Podcasts – ein fester Bestandteil der Kommunikationslandschaft wird.
Chancen und Grenzen des Formats
Eine Stärke der App, nämlich der spontane und interaktive Austausch, kann gleichzeitig ein Nachteil sein. Die Diskussionen finden ausschließlich live statt. Wer nicht zum festgelegten Zeitpunkt teilnimmt, verpasst die Inhalte. In Zeiten von On-Demand-Medien wie Streaming-Diensten wirkt dieses lineare Prinzip für viele Nutzerinnen und Nutzer ungewohnt. Dennoch zeigt sich, dass der Audio-Trend weiter an Bedeutung gewinnt.
Der Audio-Trend bleibt bestehen
Bereits im Sommer 2020 führte Twitter das Konzept der Audio-Tweets ein. Neben Textnachrichten können dort nun auch kurze Sprachnachrichten veröffentlicht werden. Darüber hinaus testet Twitter mit „Twitter Spaces“ ein neues Feature. Nutzerinnen und Nutzer sollen eigene Audio-Räume eröffnen und andere Personen direkt oder öffentlich einladen können. Im Gegensatz zu Clubhouse erhalten die Moderatorinnen und Moderatoren dort mehr Kontrolle: Sie können Diskussionen besser steuern und störende Teilnehmende blockieren. Außerdem plant Facebook laut der New York Timeseine eigene Audio-Plattform.
Audio bleibt ein Kommunikationsthema
Das zeigt deutlich: Lineares Audio-Streaming ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein wachsender Kommunikationskanal. Für Unternehmen – auch in der Immobilienbranche – entstehen dadurch neue Anforderungen. Kommunikationskompetenz wird immer wichtiger. Wer audiobasierte Formate gezielt einsetzt, kann sich als innovativ und dialogorientiert positionieren.
Darüber hinaus gilt: Trends mit Bedacht nutzen. Ein übereiltes Aufspringen auf Hypes ist ebenso riskant wie das Ignorieren neuer Kommunikationsformen. Wer den Wandel aktiv gestaltet, profitiert langfristig.