Greenwashing in der Immobilienwirtschaft – Earth Day 2024
Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft – Chance oder Risiko?
Nachhaltigkeit ist für die Immobilienwirtschaft längst kein neues Thema mehr. Viele Unternehmen beschäftigen sich intensiv damit. Das ist auch nötig, denn der Gebäudesektor verursacht rund 36 % der CO₂-Emissionen in der EU (Umweltbundesamt, 2013).
Trotzdem geraten viele Firmen in eine typische Falle: Greenwashing. Doch was bedeutet das genau? Und welche Formen gibt es? In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf das Konzept und zeigen anschließend, warum ESG ein möglicher Lösungsansatz ist.
Was ist Greenwashing?
Der Begriff Greenwashing wurde bereits in den 1980ern geprägt. Damals beschrieb er zwei typische Verhaltensweisen von Unternehmen:
Positive Nachrichten werden betont, negative ausgelassen.
Produkteigenschaften oder Aktivitäten werden falsch dargestellt oder geschönt.
Greenwashing bedeutet also nicht nur bewusstes Lügen. Auch das Verschweigen relevanter Informationen fällt darunter. Um solche Fehler zu vermeiden, lohnt sich ein Blick auf die „Six Sins of Greenwashing“.
Die „Six Sins of Greenwashing“
1. Versteckte Kompromisse
Unternehmen heben positive Aspekte hervor, lassen aber negative Auswirkungen unerwähnt.
Beispiel: Holzpaneele oder bestimmte Bodenbeläge, die zwar nachhaltig wirken, aber ökologisch problematisch sind.
2. Falsche Behauptungen
Es werden Aussagen verbreitet, die schlicht nicht stimmen.
Beispiel: Produkte als umweltfreundlich bezeichnen, obwohl sie es nachweislich nicht sind.
3. Fehlende Beweise
Versprechen werden gemacht, aber nicht belegt.
Beispiel: „Energiesparende Lampen“ ohne Zertifizierung.
4. Irrelevanz
Es wird mit Dingen geworben, die ohnehin gesetzlich verboten sind.
Beispiel: „Ohne Asbest“.
5. Ungenauigkeit
Begriffe sind irreführend oder unpräzise.
Beispiel: „chemiefrei“ – obwohl alles aus chemischen Stoffen besteht.
6. Weniger schlimmes Übel
Es wird eine Lösung gewählt, die zwar besser wirkt, langfristig aber keine nachhaltige Alternative darstellt.
Beispiel: recyceltes Holz, das schneller ersetzt werden muss.
ESG als möglicher Lösungsansatz
Nachhaltigkeit spielt in der Immobilienwirtschaft eine immer größere Rolle. Besonders im Fokus: ESG.
Hier geht es darum, Gebäude und Prozesse ökologisch (E), sozial (S) und unternehmerisch (G) nachhaltig zu gestalten.
Da es bisher kaum verbindliche gesetzliche Vorgaben gibt, definiert die Branche viele Standards selbst. Diese Selbstregulierung soll lange politische Entscheidungswege vermeiden und die Expertise der Fachleute nutzen. Gleichzeitig birgt dieses Vorgehen aber auch Risiken – wie die Diskussion um brancheneigene ESG-Zertifikate zeigt.Viele Expert:innen sehen hier eine gefährliche Silobildung.
Beispiele:
Projektentwickler erstellen Zertifikate für Projektentwickler.
Wohnungswirtschaftler entwickeln Standards für die Wohnungswirtschaft.
Logistiker arbeiten nur mit Logistikern zusammen.
Das führt zu einer gewissen Betriebsblindheit. Einheitliche Standards fehlen. Dadurch verlieren Zertifikate an Aussagekraft. Käufer:innen glauben oft, dass eine zertifizierte Immobilie automatisch nachhaltig ist. Ob sie aber wirklich taxonomiekonform ist, wissen die wenigsten. So kann Greenwashing weiter verstärkt werden.
Warum die Immobilienwirtschaft handeln muss
Dass die Immobilienwirtschaft mehr tun muss, steht außer Frage.
Auch im letzten Jahr hat der Sektor seine Klimaziele verfehlt – als einzige Branche neben der Automobilindustrie. Das zeigt, wie dringend eine echte Veränderung ist.
Trotz allem gibt es Fortschritte.
Neue Unternehmen und Initiativen treiben die Transformation voran. Beispiele:
Cradle-to-Cradle-Ansätze
Alternative Baustoffe
Ausstieg aus Gasheizungen
Klimafreundliche Sanierungen im Bestand
Das alles sind Schritte in die richtige Richtung.